Mitgliedermeinung von Felix Knipker
Der Ruf nach Quoten in Politik und Wirtschaft ist eines der untoten Themen unserer Gesellschaft, alle Jahre wieder kommt es aus der Versenkung für einen neuen Bereich, der reglementiert werden könnte, das jüngste Beispiel ist der Vorschlag von Frau Barley mit Bezug auf eine Frauenquote bei unseren frei (!) gewählten Abgeordneten im Bundestag. Nun erschließt sich mir nicht, wie die Justiz- und damit auch Verfassungsministerin sich vorstellt, durch eine Quotierung in die freie Wahl der Bürger einzugreifen. Aber ich möchte rechtliche Bedenken als Nicht-Jurist hier außer Acht lassen und mich auf den Konflikt von Quoten mit einem liberalen Weltbild konzentrieren. Ausdrücklich möchte ich mich nicht allein auf Frauenquoten beschränken, auch wenn diese im Folgenden immer wieder als Beispiel herhalten muss.
Ziel einer Frauenquote ist die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen. Da Frauen 50% der Bevölkerung stellen sollen sie auch 50% der Führungspositionen stellen! Oder wie einige Quotenbefürworter gerne sagen: der Macht! Zunächst kann niemand ernsthaft etwas dagegen sagen, wenn mehr Frauen in Führungspositionen sind. Warum auch? Wenn sie es verdient haben, hart dafür gearbeitet und vor allem der beste Kandidat für die Position waren. Gerade als Aktionär habe ich auch persönliches Interesse daran, dass der bestmögliche Kandidat das Unternehmen, die Abteilung etc. führt. Dabei ist mir egal welche Toilette er benutzt, nur das Ergebnis muss stimmen.
Ab hier wird es aber spannend: während ich als Liberaler an einem optimalen Ergebnis interessiert bin, zählt für Quotenbefürworter die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die in der Regel anhand äußerer Merkmale bestimmt wird. Um ihre Wunschquote dem Rest der Welt schmackhafter zu machen, weisen sie den Gruppen und/oder einer zusätzlichen „Diversität“ dann noch alle möglichen vorteilhaften Eigenschaften zu, die eine positive Diskriminierung als „ökonomisch“ sinnvoll darstellen sollen. Eine ernsthafte Begründung dieser These bleiben sie in der Regel schuldig. Eine solche Behandlung von Menschen als Gruppe widerspricht nicht nur dem liberalen Grundsatz, den Menschen als Individuum anhand seines eigenen Verhaltens und seiner Leistungen zu beurteilen. Spätestens bei ethnisch motivierten Quoten sieht man, meines Erachtens zumindest, eine milde Form von Rassismus in dieser Herangehensweise.
Das Ausgangsargument, dass Frauen 50% der Bevölkerung stellen und eine äquivalente Zahl an Führungspositionen bekleiden müssten, ist bereits rein logisch falsch. Wenn ich ein solches Argument verwenden möchte, muss ich eine andere Bezugsgröße beispielsweise im Falle einer Partei die Mitgliederzahl verwenden. In der FDP wären dies ca. 20%. In der engeren Parteiführung stellen Frauen aber 3 von 7 Positionen (~43%) und da die FDP noch keine Quote hat, kann ich als Mitglied feststellen, dass qualifizierte Frauen sich ganz ohne Stützräder wunderbar selber helfen können und eben nicht auf Bevormundung durch Dritte angewiesen sind. Wäre ich bei einer Partei mit Quote, hätte ich diese Gewissheit nicht. Spätestens wenn eine Frau Schulze von den bayerischen Grünen davon spricht, dass die Quote funktioniert, wie man an ihr ja sehen könne, fällt zumindest mir nichts Positives mehr ein. Jeder Frau, die glaubt nur durch eine Quote nach „oben“ kommen zu können, fehlt das notwendige Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen für selbiges. Und allen die sagen, „diese Eigenschaften würden Männer bevorteilen und sollten deswegen keine Rolle spielen“, und ihnen damit die Relevanz absprechen, sollten weiter Pipi Langstrumpf trällern. Nur helfen wird es ihnen nicht. Davon abgesehen stellt sich dann auch die Frage, ob und wie viele Untergruppen ich berücksichtigen möchte. Sind beispielsweise Frauen mit japanischem Migrationshintergrund und einer Sehschwäche >10 entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil vertreten? Also, wo fängt man an? Und wo ist Schluss?
Der ganze Irrwitz von Quoten wurde dieses Jahr von der Staatsanwaltschaft Hamburg demonstriert. Da die Hamburger Frauenquote als geschlechtsneutrale Quote eingeführt wurde, um nicht dem Grundgesetz zu widersprechen, mussten dieses Jahr Frauen bei der Einstellung benachteiligt werden, da nicht genug Männer bereit oder ausreichend qualifiziert waren, um Staatsanwalt in Hamburg zu werden und die Behörde einen Frauenüberhang zu „beklagen“ hatte. Was nun auch wieder dem „Deutschen Juristinnenbund“ sauer aufstößt. Als planwirtschaftlicher Ansatz unterstellt eine Quote immer, dass eine übergeordnete Instanz bessere Kenntnis über den Bedarf der entsprechenden Position hat und dieser Bedarf sich durch das Geschlecht definiert. Nun ist die Planwirtschaft bereits in der DDR phänomenal gescheitert – weswegen ich wirklich nicht verstehe, wie damit unser geeintes Deutschland verbessert werden soll.
Nun ist eine Frauenquote nicht nur offensichtliche Diskriminierung von Männern, weswegen ich hierauf nicht weiter eingehen werde, sondern sie ist auch formalisierte Geringschätzung von Frauen. Denn jene, die eine explizite Frauenquote fordern, sagen vor allem eines aus: dass Frauen aus ihrer Sicht nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft etwas zu werden in unserer Gesellschaft. Das erste Opfer einer Frauenquote sind damit nicht die diskriminierten Männer, sondern die vielen Frauen, die auf eine solche Krücke nicht angewiesen sind. Frauen, die wir an vielen Stellen bereits heute beobachten können. Frauen, die aus eigener Kraft Unternehmen aufgebaut haben. Frauen, die Gerichten vorstehen. Frauen, die nicht bei jeder Hürde nach Papa Staat gerufen haben. Frauen, denen eine Quote ein kaum auslöschbares Stigma anhängen wird, denn niemand wird dann noch ohne weiteres sagen können ob Sie es aus eigener Kraft geschafft haben oder nicht doch eine dieser Quotenfrauen sind.
Wir als Liberale sollten uns für Menschen wie diese Frauen einsetzen und jene aufhalten, die Ihnen weitere Steine wie Quoten in den Weg legen wollen. Um Martin Luther King jr. zu paraphrasieren: Ich möchte in einem Land leben in dem Menschen nicht anhand ihrer Gruppenzugehörigkeit, sondern aufgrund ihrer Leistung bewertet werden. Und mit Quoten entfernen wir uns nur immer weiter von diesem Traum.