#FridaysForFuture – Warum Schüler keine Profis sein müssen und Schuleschwänzen trotzdem schlecht ist (Mitgliedermeinung)

von Maximilian Acker-Ehrhardt

Derzeit protestieren deutschlandweit Schüler bei der FridaysForFuture-Bewegung für eine effektivere Klimapolitik und gegen das zögerliche Handeln der GroKo bei diesem wichtigen Thema. Dabei meldete sich der Bundesvorsitzende der FDP, Christian Lindner medial wirksam wie folgt zu Wort: „Ich finde politisches Engagement von Schülerinnen und Schülern toll. Von Kindern und Jugendlichen kann man aber nicht erwarten, dass sie bereits alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare sehen. Das ist eine Sache für Profis.“ Schüler sollen sich stattdessen „lieber über physikalische und naturwissenschaftliche sowie technische und wirtschaftliche Zusammenhänge informieren“.

Ich begrüße ausdrücklich das Engagement junger Menschen und finde es großartig, dass man sie binnen kurzer Zeit für so ein wichtiges Thema wie die Umweltpolitik interessieren und mobilisieren konnte. Das zeigt ganz klar, dass das ein Thema ist, das viele junge Menschen bewegt. Ich rufe junge Menschen dazu auf sich zukünftig stärker in demokratische, politische Plattformen zu engagieren und diese, wenn nötig, einzufordern. Dies lässt sich zum einen durch politische Jugendorganisationen, aber auch durch die Einrichtung von Jugendparlamenten in der Stadt realisieren.

Diese Eingangs erwähnten zwei Sätze aus dem Interview von Christian Lindner, lassen zu große Interpretationsspielräume. Sie kommen deshalb schnell so rüber, als würde er den Schülern das Demonstrations- und Rederecht absprechen, da sie keine Profis auf dem Gebiet seien. Mit „Profis“ sind in diesem Fall allerdings nicht die Politiker, sondern Ingenieure und Forscher gemeint.
Grundsätzlich ist es möglich sich beim Thema des Klimawandels soweit zu informieren, dass man – sowohl als FDP-Vorsitzender, als auch als 12 jähriger Schüler – mitsprechen kann. Richtig ist aber auch, dass man für eine abschließende Bewertung ein umfangreiches Wissen über globale, ökonomische, physikalische und technische Zusammenhänge haben muss.

Wer sich politisch einmischt und für eine Sache demonstrieren geht, muss auch mit konstruktiver Kritik rechnen. Das gehört zur Demokratie dazu. Davon sind protestierende Schüler genauso wenig ausgenommen, wie jeder Erwachsene auch. Insofern ist es legitim, wenn man die (wenn auch nur wenigen) Forderungen und das Auftreten kritisiert.

Fakt ist, wenn eine Regierung das Ende einer bestimmten Technologie planwirtschaftlich festlegt, verwehrt sie damit jede Weiterentwicklung dieser. Es ist dabei sehr zu bezweifeln, dass ein Politiker bereits jetzt sagen kann, dass es nie einen technologischen Fortschritt bei der Braunkohle-Verstromung geben wird und das man Co2 nicht in anderen Bereichen kostengünstiger und einfacher Einsparen kann. Über das Ziel hingegen sind wir uns einig. Um den Anteil des menschengemachten Klimawandels zu minimieren, benötigen wir eine entsprechende Co2-Reduktion. Wie diese erfolgt, kann weder Greta Thunberg, noch Christian Lindner beantworten. Deshalb schlägt Christian Lindner vor, die Problemlösung den „Profis“ zu überlassen – nämlich den Technologen, Ingenieuren und Klimaforschern. Damit sich diese Technologien auf dem Markt durchsetzen, muss man „Co2 einen Preis geben“, sprich Co2-intensive Produkte teurer gestalten, als Co2-ärmere. Dies lässt sich beispielsweise durch einen effektiveren Zertifikatehandel erreichen.

Ich mahne an, dass niemand der protestierenden Schüler, noch der durchschnittliche Politiker, die absolute Allwissenheit bei diesem Thema für sich beanspruchen kann, sodass eine ergebnisoffene Diskussion wichtig ist. Ein militanter und nationalistischer Ökoaktivismus bringt uns in der Sache nicht weiter. Auch dann nicht, wenn man ihn von Kindern vortragen lässt. Auch die Angstmache durch blinde Weltuntergangsstimmung, wird nicht das beste Argument hervorbringen.

Ebenso erwarte ich von den Schülern ein gesetzeskonformes Verhalten. Dies beziehe ich insbesondere auf die Einhaltung der Schulpflicht. Das Argument, dass Schülerstreiks nur während der Schulzeit Aufmerksamkeit auf sich ziehen, gilt nicht. Die mediale Aufmerksamkeit von streikenden Schülern ist am Nachmittag genauso hoch, wie vormittags. Vor allem würde es zeigen, dass den Schülern wirklich etwas an dem Thema liegt und man nicht nur diese Möglichkeit ausnutzt um ungeschoren die Schule zu schwänzen.

Zusammenfassend wünsche ich mir einen lebhafteren, konstruktiven Diskurs um das beste Argument, ein gesetzeskonformes Verhalten der Protestierenden, mehr Optimismus statt Angst und Schrecken und mehr politisches Engagement junger Menschen.
Dann werden wir auch den Klimawandel bremsen können.